Artikel, Hohenzollerische Zeitung, Judith Midinet, 29.10.2016

 

Bild Artikel HZ 29102016

Wichtiges Thema beim Rundgang durch die Firma Bogenschütz war die Altholzaufbereitung. Mit dabei waren: Almut Petersen (Hechingen), Konrad Wiget (Haigerloch), Erwin Feucht (Balingen), Evelyn Bimek (Firma Bogenschütz), Hilla von Falkenstein (Balingen), Jörg Dürr-Pucher (Solarcomplex), Geschäftsleiter Uwe Bogenschütz und Bundestagsabgeordneter Chris Kühn (von links). Fotos: Judith Midinet

 

 


Ressourcen, Energie und Landwirtschaft: „Bei allen drei Themen wird in Grosselfingen Pioniergeschichte geschrieben“, erklärte Chris Kühn seinen Besuch in Grosselfingen am Freitag. Die Bundestagswahl 2017 steht vor der Tür. Sicher, da möchte der Grünen-Bundestagsabgeordnete in seinem Wahlkreis Präsenz zeigen, aber auch den Blick an der Basis haben, um Themen, die auf den Nägeln brennen, auf Bundesebene zu tragen.


Zwei wichtige Themen waren beim Besuch und Rundgang durch die Firma Bogenschütz die HBCD (Hexabromcyclododecan)-Problematik – Dämmstoffe sind seit kurzem als gefährliche Abfallstoffe eingestuft – und die Altholzaufbereitung. Es fehlen Verbrennungsanlagen mit den erforderlichen Genehmigungen, verdeutlichte Geschäftsführer Uwe Bogenschütz. Im Bereich Altholz gebe es ähnliche Probleme. Infolge der


Altholzimporte und milden Wintermonate könnten die Anlagen keine großen Mengen mehr aufnehmen. Bogenschütz-Entsorgung sei dabei, die Altholzaufbearbeitung so zu verändern, dass mehr stoffliches Altholz entstehe und beispielsweise als Spanplatten wiederverwendet werden könne.


Jörg Dürr-Pucher von der Firma Solarcomplex, die das Wärmenetz in Grosselfingen betreibt, erklärte anschließend, wie das Bioenergiedorf entstanden ist. „Wir waren damals noch bei den Pionieren“, sagte er. Heute hätten über 100 Haushalte in Grosselfingen einen Wärmenetz-Anschluss. Kühn verdeutlichte, dass die Energiewende nur zu schaffen sei, wenn sie beim Thema Heizen auch in den Städten ankomme. Eine Überlegung hierzu sei, auf Bundesebene Förderprogramme für den Städtebau aufzulegen, die „optimale Quartierskonzepte“ mit alternativen Energiequellen vorantreiben. Almut Petersen, Stadträtin in Hechingen, regte gleich ein Treffen mit der Solarcomplex in der Zollernstadt an, um Anregungen – gerade für das Neubaugebiet Killberg – zu diskutieren.


Das dritte Pionierprojekt in Sachen Ökologie, dem Kühn einen Besuch abstattete, war der Homburger Hof. Verwalter Christoph Weber erzählte, wie aus der ehemals fürstlichen Domäne des Hauses Hohenzollern wieder ein lebendiger landwirtschaftlicher Betrieb wurde. Aus anfangs 30 Hektar Land und 20 Kühen sind inzwischen 150 Hektar und 220 Rinder geworden. „Es war für den Besitzer Egon Schanz von Anfang an klar, dass nichts Anderes als Bio in Frage kommt“, sagte Weber. 2012 kam die Metzgerei in Grosselfingen hinzu, in der 90 Prozent der Hofprodukte vermarktet werden. Die Erzeugnisse des Homburger Hofs reichen aus, um diese eine Metzgerei zu beliefern. Es braucht viel größere Betriebe, um die Menge an Fleisch zu produzieren, die in Supermärkten ausliegen. „Was über die Größe des Homburger Hofs hinausgeht, hat nichts mehr mit bäuerlicher Landwirtschaft zu tun“, betonte Weber.